Es scheint, als wolle 2019 den Frühling dieses Jahr besonders rasch einläuten und bringt neben fast schon sommerlich anmutenden Temperaturen eine neue Folge Papierstau Podcast mit sich.
Diesmal dabei – Robin, Mara und Kay und 3 Rezensionen, die es in sich haben.
Zuerst widmen sie sich aber im Vorgeplänkel einem wichtigen Thema, das nicht zum ersten Mal für Diskussionen in der Gruppe sorgt: Den beiden in den Endzügen ihres vollständigen Beschlusses stehenden Artikeln 11 und 13, die weltweit für Furore gesorgt haben.
Gemeinsam erörtern die drei, was das für sie und weitere Netzumtriebige künftig bedeutet, die zu erwartenden Konsequenzen und ob es noch eine Chance gibt, dass unser gutes, altes Neuland (aka. Internet) so bestehen bleibt, wie wir es kennen und lieben.
Diese Folge beginnt Kay gleich mit einem spannungsversprechenden Psychothriller, der sich jedoch mit der Zeit eher als gefühlsintensives Beziehungsdrama erweist. „Das andere Haus“, Debütroman der Autorin Rebecca Fleet erzählt die Geschichte der Marketingangestellten Caroline, ihrem tablettenabhängigen Ehemann Francis und dem nervenaufreibendem Gefühl, dass einen etwas verfolgt, was man schon lange hinter sich gelassen haben wollte.
Um nach langer Ehekrise wieder etwas Land zu sehen, meldet sich das Paar zu einem sogenannten „Haustausch“ an und gerät so in ein nettes Reihenhaus in einem Außenbezirk Londons. Doch irgendetwas will Caroline an ihrer Unterkunft nicht so recht gefallen – ob es nun die CDs sind, die sie im Schlafzimmer findet, oder aber der Geruch, der in der Luft zu liegen scheint. All das weckt alte Erinnerungen und damit auch die Angst, wem genau sie die Tür in ihr eigenes zuhause geöffnet hat. Kay empfand den Roman als eher still dahinplätscherndes Drama ohne große Spannungsmomente, war von den fast schon willkürlich wirkenden Plottwists wenig beeindruckt, kann sich aber sehr wohl vorstellen, das Freunde seichterer Thrillerkost mit Hang zur Beziehungsdramatik ihren Spaß daran finden könnten.
Robin wartet dagegen mit einer deutlichen Empfehlung auf: „Gotteskind“ von John Wray begleitet die junge Amerikanerin Aden Sawyer durch die aufregende Zeit des Erwachsenwerdens und nimmt uns dabei mit auf eine Reise, die uns bis nach Pakistan führt, in dem das von fremden Ideologien und Durst nach dem Neuartigen verführte Mädchen den Islam studieren will, um sich zuletzt den Taliban anzuschließen. Mit ihrem guten Freund Decker im Gepäck und ihrer neuen Identität als junger Mann muss Aden doch nur allzu bald schon erkennen, dass in diesem Abenteuer nicht die erhoffte Erlösung liegt, sondern dieser vermeintlicher Befreiungsschlag sie nur in die Hände weitaus bedrohlicherer Umstände getrieben hat. Robin ist sichtlich angetan von der spürbaren Realitätsnähe des deutlich als Roman und nicht als Tatsachenbericht zu verstehenden Buchs, fieberte und fühlte mit der jungen Protagonistin mit und lobt auch die gut ausgearbeiteten Coming-of-Age Elemente, die der Autor kunstvoll in diese sensible und zugleich mitreißende Geschichte hat einfließen lassen.
Das Schlusslicht in der heutigen Folge bildet Mara, deren Rezensionsexemplar „A Head full of Ghosts“ von Paul Tremblay Erfolgsrezepte bekannter Horrorklassiker aufgreift und ihnen einen neuen Anstrich verpasst.
Aus der wechselnden Perspektive einer jungen, unwissenden 8 jährigen und der Jahre später erwachsen gewordenen Merry erfährt der Leser die Ursprünge einer urbanenen Legende um den Exorzismus ihrer älteren Schwester Marjorie. Als sich die mentale Gesundheit der damals 14 jährigen zunehmend verschlechtert, spürt auch Merry allmählich, welche Veränderungen die Ältere der Beiden durchlebt. Die schwierige familiäre Situation mit arbeitslosem, neu zum katholischen Glauben gefundenem Vater besiegelt schließlich den unheilvollen Verlauf ihres Schicksals, denn dieser weiß sich nicht mehr anders zu helfen, als von einem Priester einen Exorzismus durchführen zu lassen. Als die gesamte Geschichte auch noch mediale Aufmerksamkeit erlangt und die tragischen Ereignisse live als Auftakt einer neuen Serie ausgeschlachtet werden sollen, findet die Legende ihren Gipfelpunkt.
Jahre später lässt die nun erwachsene Merry die Ereignisse ihrer Kindheit in einem Interview Revue passieren und durchlebt noch einmal den Horror, der sich um ihre Schwester sponn.
Fasziniert von der neuen Herangehensweise an altbekannte Aufhänger der Horrorerzählungen war Tremblays Geschichte für sie ein spannender und zeitgleich schaurig-unterhaltsamer Roman.
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Timecodes:
00:00:00 - Intro, Vorgeplänkel: Artikel 11 & 13 00:15:46 - "Das andere Haus" von Rebecca Fleet 00:25:40 - "Gotteskind" von John Wray 00:38:57 - "A Head Full of Ghosts - Ein Exorzismus" von Paul Tremblay
Buch-Infos:
Titel: Das andere Haus
Autor: Rebecca Fleet
Übersetzung: Eva Kemper
Verlag: Goldmann (2018)
Preis (Buch/eBook): 15,00 € / 9,99 €
Länge: 352 Seiten
Genre: Psycho-Thriller, Drama
Form: Broschiert
ISBN: 978-3442205592
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(Rezensionsexemplar)
Titel: Gotteskind
Autor: John Wray
Übersetzung: Barnhard Robben
Verlag: Rowohlt (2019)
Preis (Buch/eBook): 23,00 € / 19,99 €
Länge: 352 Seiten
Genre: Gegenwartsliteratur, Coming-of-Age
Form: Hardcover
ISBN: 978-3498073947
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(Rezensionsexemplar)
Titel: A Head Full of Ghosts – Ein Exorzismus
Autor: Paul Tremblay
Übersetzung: Manfred Sanders
Verlag: Festa (2018)
Preis (Buch/eBook): 19,99 € / 5,99 €
Länge: 400 Seiten
Genre: Horror, Psycho-Thriller
Form: Hardcover
ISBN: 978-3865526595
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(Rezensionsexemplar)