Folge 121: Total Recall

Während Anika nach dem Buchpreis-Marathon noch unterm Sauerstoffzelt liegt, schwelgen Robin und Meike in Erinnerungen – und zwar nicht nur in ihren eigenen. Aber bevor sich die Podcast-Gang dem Thema Gedächtnis und Literatur zuwendet, gibt’s noch nen großen Schwung News: Der Schweizer Buchpreis, Insider-Infos zum von uns gefeierten Roman von Eva Sichelschmidt, die Thalia-Kontroverse und und und!

Dann geht’s los mit der japanischen Kult-Autorin Yoko Ogawa, die in ihrem Science-Fiction-Kracher „Insel der verlorenen Erinnerung“ der Frage nachgeht, was passiert, wenn man Menschen ihre Erinnerungen raubt. Objekte verschwinden, die Erinnerungen daran und alle Assoziationen mit ihnen – und dann nimmt der Roman eine kafkaeske Wendung, denn was verschwindet wohl als nächstes, wenn die gestohlenen Erinnerungen die persönliche und die Gruppenidentität geformt haben? Poetisch und intelligent, ein echtes Must Read.

Als nächstes geht es um die Bildung der eigenen Identität(en), die auf Erfahrungen und Erinnerungen basiert: Ronya Othmann erzählt in ihrem autofiktionalen Coming-of-Age-Roman „Die Sommer“ von Leyla, die jedes Jahr in den Ferien mit ihren Eltern in die Heimatregion ihres kurdisch-jesidischen Vaters reist. Dort taucht das Mädchen, das in Deutschland aufwächst, in eine andere Welt ein, und lernt nach und nach, was die Menschen um sie herum geprägt hat. Ein interessantes Debüt.

Und als letztes geht’s an die mexikanisch-amerikanische Grenze: Valeria Luiselli schreibt in „Archiv der verlorenen Kinder“ über die Migrationskrise in den USA. Eine Patchworkfamilie, die kurz vor dem Auseinanderfallen steht, jagt den Stimmen der verschwundenen Native Americans und der Migrant*innen nach, die in der Wüste verloren gehen. Dieser Text ist überfrachtet mit Symbolen und Metaphern. Und außerdem sind die Natives zum Glück noch da, trotz aller Versuche, sie zu vernichten (lest mal Tommy Orange!). Diese literarische Erinnerungskultur hat uns weitgehend ratlos zurück gelassen.

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Timecodes:

00:00:00 - Vorgeplänkel: Schweizer Buchpreis, Aspekte Preis, etc.
00:18:23 - "Insel der verlorenen Erinnerung" von Yoko Ogawa
00:33:56 - "Die Sommer" von Ronya Othmann
00:49:06 - "Archiv der verlorenen Kinder" von Valeria Luiselli

 

Buch-Infos:

Titel: Insel der verlorenen Erinnerung
Autorin: Yoko Ogawa
Übersetzung: Sabine Mangold
Verlag: liebeskind (2020)
Preis (Buch/eBook): € / 16,99 €
Länge: 352 Seiten
Genre: Science-Fiction, Dystopie
Form: Hardcover
ISBN: 978-3954381227
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Titel: Die Sommer
Autorin: Ronya Othmann
Verlag: Hanser (2020)
Preis (Buch/eBook): 22,00 € / 16,99 €
Länge: 288 Seiten
Genre: Erinnerung, Diversität
Form: Hardcover
ISBN: 978-3446267602
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Titel: Archiv der verlorenen Kinder
Autorin: Valeria Luiselli
Übersetzung: Brigitte Jakobheit
Verlag: Kunstmann (2019)
Preis (Buch/eBook): 25,00 € / 19,99 €
Länge: 432 Seiten
Genre: Migrationskultur, Unterdrückung
Form: Hardcover
ISBN: 978-3956143144
Links: Verlag | LChoice (Affiliate)

 

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