Folge 154: Geh weg, du Knecht

Der Themenzettel ist prall gefüllt, also starten wir direkt durch! Im Vorgeplänkel freuen wir uns darüber, dass Raven Leilani mit „Luster“ den Dylan Thomas Prize gewonnen hat, schauen auf einen öffentlichkeitswirksamen Wechsel im Feuilleton und haben einen Buchtipp! „Wie man unsere Zivilisation wieder aufbaut, wenn man sich mit seiner Zeitmaschine verfahren hat“ von Ryan North schildert auf unterhaltsame Art, was es alles so zur Neuerfindung der Welt braucht – und vermittelt nebenbei jede Menge naturwissenschaftliches Wissen.

In Mathias Énards „Das Jahresbankett der Totengräber“ schreibt der Anthropologe David an seiner Doktorarbeit und zieht dafür aufs Land. Das Dorfleben zieht in schnell in seinen Bann, denn die Eigenheiten, Geschichten und vor allem Vergangenheiten der Bewohner*innen sind alles, außer langweilig. Das trifft ebenso auf die Erzählkunst des Autors zu, der hier verschiedene Stimmen mühelos verknüpft. Ein lohnenswertes Werk für Genießer*innen experimenteller Literatur.

Gleich elf Kurzgeschichten über gesellschaftliche Themen in ihrer Heimat Japan hat Yukiko Motoya in ihrer Sammlung „Die einsame Bodybuilderin“ im Gepäck. Ob die titelgebende Heldin, die eines Tages beginnt, sich Muskeln anzutrainieren, ohne dass ihr Mann es merkt, oder das Ehepaar, dessen Gesichter sich immer ähnlicher werden: Die Geschichten im deutschen Debüt der Autorin punkten mit grotesken Charakteren, surrealen Umgebungen und einem guten Schuss Magie.

Mobbing am Arbeitsplatz ist schon unter Kolleg*innen nur schwer zu ertragen. Aber was ist, wenn der eigene Chef der Übeltäter ist? So ergeht es Mathilde, der Protagonistin in Delphine de Vigans „Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin“, die beruflich immer mehr aufs Abstellgleis gerät. Der subtile Machtmissbrauch ihres Chefs wird so präzise und gekonnt dargestellt, dass der Schmerz fühlbar wird – ein Roman, dem man sich nur schwer entziehen kann.

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Timecodes:

00:00:00 - Vorgeplänkel: Weidermann verlässt 'Spiegel', "Wie man unsere Zivilisation wieder aufbaut, wenn man sich mit seiner Zeitmaschine verfahren hat" - Ryan North
00:16:57 - "Das Jahresbankett der Totengräber" von Mathias Énard
00:32:26 - "Die einsame Bodybuilderin" von Yukiko Motoya
00:46:09 - "Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin" von Delphine de Vigan

 

Buch-Infos:

Titel: Das Jahresbankett der Totengräber
Autor: Mathias Énard
Übersetzung: Holger Fock, Sabine Müller
Verlag: Hanser (2021)
Preis (Buch/eBook): 26,00 € / 19,99 €
Länge: 480 Seiten
Genre: Gesellschaft, Reinkarnation
Form: Hardcover
ISBN: 978-3446269347
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Titel: Die einsame Bodybuilderin
Autorin: Yukiko Motoya
Übersetzung: Ursula Gräfe
Verlag: Aufbau (2021)
Preis (Buch/eBook): 20,00 € / 14,99 €
Länge: 240 Seiten
Genre: Kurzgeschichten, Feminismus
Form: Hardcover
ISBN: 978-3351050757
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Titel: Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin
Autorin: Delphine de Vigan
Übersetzung: Doris Heinemann
Verlag: Dumont (2021)
Preis (Buch/eBook): 12,00 € / 8,99 €
Länge: 256 Seiten
Genre: Gesellschaft, Bossing
Form: Taschenbuch
ISBN: 978-3832165451
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